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Müll aufsammeln und Aufmerksamkeit schaffen mit „cleanlup“: Aktiv werden statt motzen - Wochenblatt-Reporter

sampahdiberitain.blogspot.com

Von Charlotte Basaric-Steinhübl

Ludwigshafen. Er ist allgegenwärtig in der Stadt - der achtlos in die Landschaft oder auf die Straße geworfene Müll. Viele Menschen in Ludwigshafen machen ihrem Unmut regelmäßig Luft darüber, dass alles zugemüllt ist: da wird fotografiert, dokumentiert, im Internet kommentiert, sich über die Stadt beschwert, die nicht genug mache und sich massiv geärgert.

Aktiv werden statt motzen

Dass es auch anders geht, beweist die 19-jährige Anabel Görtz. Sie hatte genug von dem ganzen Dreck und fing vor circa zwei Monaten damit an, mit einer Freundin Müll auf der Parkinsel einzusammeln. Dabei kam sie auf die Idee, dass vielleicht auch noch andere mitmachen würden - und sie startete über ihren Instagram Account einen Aufruf, wer von ihren Bekannten bei einer regelmäßigen Müllsammelaktion dabei wäre. Einige haben sich gemeldet und seither organisiert sie regelmäßig, circa alle ein bis zwei Wochen, eine Sammelaktion. Die Truppe trifft sich am Wochenende - bisher jedes Mal an einem anderen Ort. Gesammelt wird immer circa eine Stunde, dabei kann man sich austauschen und aufräumen. „Da wir eine Gemeinschaft aufbauen möchten, haben wir die Regel ,never go alone’ aufgestellt - gesammelt wird immer mindestens zu zweit,“ so Anabel Görtz.
Dabei wurde bereits fleißig auf der Parkinsel, in Friesenheim und auch auf der anderen Rheinseite bei den Rheinterrassen Müll aufgelesen.
Anschließend postet sie die Sammelergebnisse auf Instagram unter „cleanlup“. Das soll so viel heißen, wie „clean LU up“.

Sammelaktion am 16. August

Am Sonntag, 16. August 2020, war um 10 Uhr der nächste Termin angekündigt. Diesmal waren diverse neue Helfer vor Ort, die sonst auch anderweitig aktiv sind: bei der Grünen Jugend Ludwigshafen, bei Fridays for Future Ludwigshafen oder bei der Initiative „Aufräumen for Future“ - insgesamt waren 18 Personen dabei. Auf die Frage, warum sie den Müll anderer Leute aufheben, antwortete Natalie von „Aufräumen for Future“: „Wir ertragen den Müll nicht mehr, die Lebensqualität sinkt immer weiter.“ Und ein Mitstreiter ergänzt: „Wenn wir es nicht machen - wer macht es denn sonst?“ Alle starteten gemeinsam, ausgerüstet mit Handschuhen, Mülltüten und Greifzangen, zu der einstündigen Sammelaktion, die auf dem Parkplatz vor der Friedrich-Ebert-Halle stattfand.
Viele Passanten kamen vorbei, die auf dem Weg in den Park waren. Manche beäugten das Geschehen irritiert, ein älteres Ehepaar fand dankende Worte. „Die Mitmenschen nehmen es wahr, wenn jemand einen Müllsack zückt und anfängt, Müll vom Boden aufzuheben. Und wenn dies dann gleich mehrere Leute tun, schaffen wir damit auf jeden Fall Aufmerksamkeit,“ so Anabel Görtz. „Und das ist das Ziel: Die Menschen auf die Situation aufmerksam machen, Betroffenheit erzeugen, zum Nachdenken animieren und bestenfalls zum Mitmachen mobilisieren.“
Bei der Aktion wurden die kuriosesten Dinge gefunden: Pantoffeln, Socken, ein Kite-Segel, aber auch Kondome, Verpackungsmüll diverser Fast-Food-Ketten, viele Glasscherben, Kronkorken, Weinkorken und viele, sehr viele Zigarettenstummel.
Achtet man selbst einmal darauf, sieht man sie überall herumliegen: an Straßenrändern, auf Parkplätzen, in Gebüschen, auf Spielplätzen, auf Grünflächen, am Wasser.

Exkurs Zigaretten

Weggeschnippte Zigarettenkippen sind weltweit das häufigste Abfallprodukt – und ein riesiges Sondermüllproblem. Eine Zigarettenkippe enthält mehrere tausend schädliche Stoffe, darunter Arsen, Schwermetalle wie Cadmium, Blei und natürlich Nikotin. Bei Regen sickern diese gefährlichen Stoffe in den Erdboden oder ins Grundwasser und so landen sie letztendlich in Seen, in Flüssen, im Meer.
Auch Vögel sterben immer wieder, weil sie die Giftkippen für Nahrung halten und ihrem Nachwuchs als Futter bringen.
Und für ein Kleinkind kann schon eine verschluckte Kippe zu Vergiftungssymptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall führen.

Kampagne der Stadtverwaltung

Im Januar wurde von der Stadtverwaltung die Kampagne „LU ist, was du draus machst“ vorgestellt. Plakate rufen die Bürger*innen zu mehr Respekt und Sauberkeit auf. Weil eins ist klar: Irgendwoher kommt er ja, der Müll in der Landschaft.
„Ich finde es vorbildlich, wenn sich Menschen für die Umwelt und die Natur einsetzen, getreu dem Motto unserer Sauberkeitskampagne ,LU ist, was du daraus machst’. Es ist nicht selbstverständlich, dass Bürger*innen Müll sammeln, den sie nicht selbst verursacht haben. Diese Initiativen verdienen meinen größten Respekt und meine Dankbarkeit,“ so Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck.
Was den illegalen Müll angeht, zählt die Stadt auf das Engagement der beiden „Müll-Sheriffs“. Weitere sechs Stellen sollen besetzt werden. Das Ziel ist es, die Müllsünder*innen entweder „auf frischer Tat“ zu ertappen oder aufgrund von Hinweisen im Müll den Täter beziehungsweise die Täterin zu ermitteln.
Auch haben die für Ludwigshafen beschlossen Bußgelder zu wenig abschreckende Wirkung. Ein liegengelassener Hundehaufen kostet beispielsweise 25 Euro, eine weggeworfene Zigarettenkippe zehn Euro. „Deshalb habe ich beim Land eine Erhöhung des Bußgeldkatalogs angeregt,“ so Steinruck.
„Auch wir sind der Meinung, dass weder das achtlose Wegwerfen von Abfällen noch die illegale Entsorgung von Sperrmüll ein Kavaliersdelikt sind. Umwelt-, Klima- und Naturschutz gehören zu den zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Es wäre daher nur konsequent, diejenigen zu belangen, die vorsätzlich geschützte Umweltgüter gefährden oder schädigen, “ so die Oberbürgermeisterin weiter. bas
Weitere Informationen:

Instagram unter „cleanlup“




August 22, 2020 at 05:23PM
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