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Müll schluckende Spinne und ein Ausbruch - WESER-KURIER

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Die Geschwister Marlene und Friedrich aus Findorff haben eine 1,40 Meter große Spinne gebaut, die Müll schluckt.

Die Geschwister Marlene und Friedrich aus Findorff haben eine 1,40 Meter große Spinne gebaut, die Müll schluckt. (Roland Scheitz)

„Müll ist hier als Synonym gemeint für alles, was schief läuft. Das kann auch eine politische Meinung sein“, sagt Anja Fußbach. Darunter zählt die Künstlerin all das, was Menschen sich denken, was sie nicht brauchen oder haben möchten. Auch zu gesellschaftlichen Strukturen passe das. Für Fußbach ist dieser Müll vor allem Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und Homophobie. Unter dem Motto „Müllschlucker“ leitete die Künstlerin gemeinsam mit ihrem Kollegen Frank Bertoldi im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Keine Panik“ vom Kulturzentrum Schlachthof einen kreativen Workshop. Die Skulpturen werden im Anschluss an den Workshop vor dem Schlachthof ausgestellt.

In fünf Tagen kamen fünf Kinder im Alter von zehn bis 14 Jahren in Fußbachs Atelier am Güterbahnhof zusammen und arbeiteten ihre eigene Skulptur zum Thema „Müllschlucker“. Dazu verwendeten sie Materialien wie Holz, Lametta, Draht, Plastikflaschen oder alte Kleidung. „Was wollen wir loswerden? Auf was können wir gerne verzichten“, erklärt Fußbach als Leitfragen für den Workshop. Neben politischen Meinungen können das auch Umstände sein, die Angst machen. „Müll ist auch Sexismus und Rassismus“, sagt die Künstlerin weiter. Ein Beispiel dafür bietet ein Kunstwerk aus dem Workshop. Eine ihrer Teilnehmerinnen hat vier Titelseiten des Modemagazins Vogue übermalt. Dieses Kunstwerk symbolisiere die Haltung gegenüber sexistischen Frauenbilder in Modezeitschriften oder anderen Medien, wie Fußbach erklärt.

Die 13-jährige Greta aus Findorff hat in den vergangenen Jahren an mehreren Workshops des Kulturzentrums Schlachthof teilgenommen.

Die 13-jährige Greta aus Findorff hat in den vergangenen Jahren an mehreren Workshops des Kulturzentrums Schlachthof teilgenommen. (Roland Scheitz)

„Man darf manchmal nicht so schnell aufgeben, um was zu erreichen“, sagt Greta über ihre Skulptur. Es dauere manchmal einfach länger den Müll zu reduzieren oder zu entsorgen. Die 13-Jährige aus Findorff war in den vergangenen Jahren schon bei mehreren Workshops vom Schlachthof dabei. „Das hat mir immer gut gefallen, da wollte ich wieder bei einem Workshop mitmachen“, berichtet die Schülerin. Ihre Skulptur zeigt im Hintergrund einen Jungle mit rosafarbenen Blumen. Mitten im Jungle steht eine Person, sie trägt ein T-Shirt mit Leopardenmuster und der Aufschrift „Hope“ in goldglitzernden Buchstaben. Das Kunstwerk ist noch nicht ganz fertig. Zu den rosafarbenen Blumen kommen noch gefertigte Blumen aus Plastikflaschen. Um die Person entsteht ein Käfig mit einer Tür. „Es soll so aussehen, als ob die Person aus dem Käfig ausbricht“, erklärt Greta. Es passe nicht perfekt zu dem Thema Müllschlucker, findet die Schülerin. Aber es symbolisiere den Kampf gegen den Müll in jeglicher Symbolik.

Das Geschwisterpaar Marlene, zehn Jahre, und Friedrich, zwölf Jahre, haben sich für ihre Skulptur ein Tier ausgesucht. „Die Spinne ist mein Lieblingstier“, stellt Marlene klar. Ihr Bruder Friedrich hat sich der Idee dann angeschlossen: Die beiden erstellen eine rund 1,40 Meter große Spinne. Gebaut ist sie im Grundgerüst aus Holz, dann wickeln die beiden Draht um die acht Beine. Anschließend wickeln sie Transparentpapier um die Beine und befestigen es mit Acrylbinder – so wird das Gerüst wieder hart. „Das war auf Dauer etwas langweilig“, berichtet Friedrich. „Wir mussten dann achtmal genau das Gleiche machen“, bestätigt Marlene. In den Mund der Spinne kommt noch Müll, damit es so aussieht, als würde sie den Müll schlucken. Aus neongelber Maurerschnur fertigt das Geschwisterpaar ein Spinnennetz, das ebenfalls mit Müll ausgestattet wird. Für die Präsentation stellen die beiden sich vor, die Spinne mitsamt des Netzes in einen Baum zu hängen. „Die Umwelt ist ziemlich verschmutzt“, erklärt Marlene. Darauf wollen die beiden aufmerksam machen. Die Spinne könne denken, der Müll sei Futter und dann daran sterben. Ähnlich sei es auch bei den Fischen im Meer, weiß Friedrich. „Die Fische fressen Plastik im Meer und fühlen sich satt und verhungern dann. Daran wollen wir das mit der Spinnen anlehnen“, sagt er. Die Spinne passe auch gut zu dem Schlachthof Motto „Keine Panik“ findet das Geschwisterpaar. „Die meisten Menschen gruseln sich vor Spinnen, aber keine Panik“, erklärt Friedrich.

„Müllschlucker“ lautet das Motto, das Künstlerin Anja Fußbach für diesen Workshop ausgegeben hat.

„Müllschlucker“ lautet das Motto, das Künstlerin Anja Fußbach für diesen Workshop ausgegeben hat. (Roland Scheitz)

Die Veranstaltungsreihe „Keine Panik“ vom Kulturzentrum Schlachthof organisiert neben Workshops auch unter anderem Podiumsdiskussionen. Fußbach lässt dieses Motto in ihren Workshop mit einfließen: „Man muss nicht panisch durch die Gegend rennen, wenn dich was stört, kannst du es anpacken und entsorgen oder ändern.“ Unter dem Thema Müllschlucker möchte die Künstlerin den Kindern viel Interpretationsraum lassen, es gehe nicht darum es eins zu eins umzusetzen. Die 55-Jährige gibt nicht nur Kurse für Kinder, sondern arbeitet auch in der Erwachsenenbildung. Außerdem stellt sie ihre Skulpturen regelmäßig in Museen und Galerien aus.

Weitere Informationen

Sechs Kunstwerke aus dem Workshop sind bei einer Präsentation am Sonnabend, 5. September, im Kulturzentrum Schlachthof, Findorffstraße 51, zu sehen. Eine Uhrzeit steht noch nicht fest




August 24, 2020 at 10:00AM
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