Streichwitz Überall, wo der Mensch lebt, hinterlässt er Spuren. Manche davon sind dauerhaft, andere kurzzeitig. Manche sind erwünscht, andere sind planlos oder gar fahrlässig. Im Jahr 2017 entfielen auf eine erwachsene Person in Deutschland rund 560 Kilogramm sogenannte haushaltstypische Siedlungsabfälle. Und obwohl die Möglichkeiten der Müllverwertung seit der Jahrtausendwende viel intensiver genutzt werden, bleibt der Zivilisationsmüll. Trotz aller Entsorgung durch das Kommunale Wirtschaftsunternehmen Entsorgung in Oder-Spree sind illegale Deponien keine Seltenheit in den Wäldern der Region. Allerdings werden nicht nur Gartenabfall und Bauschutt entsorgt, sondern auch mit Schwermetallen belastetes Material, Plastik oder giftige Chemikalien, die ihren Weg ins Grundwasser finden.
Allein im Dreieck zwischen Bomsdorf, Streichwitz und Steinsdorf kann der aufmerksame Wanderer haufenweise alte Kanister, Eimer, Zigarettenschachteln, Draht, Tüten, Pfannen, Ziegel, Schläuche und Kabel finden, die manchmal schon seit Jahrzehnten vor sich hin rotten. Ab und zu fällt auch der ein oder andere neue Haufen auf, der die Frage nach dem Warum aufwirft. Der Umgang mit Müll ist eine Frage des Zeitgeistes. Aber was gibt der Geist unserer Zeit vor? Vor Jahrhunderten, besonders nach den Pest- und Seuchenwellen des Mittelalters und der frühen Neuzeit, begannen Hygiene und ein bewussterer Umgang mit Müll, den alten Nachlässigkeiten Platz zu machen. Bis zur Etablierung einer modernen Abfallpolitik auf dem Land, hatten unter anderem Berufe wie der des Abdeckers oder Schinders die wichtige Aufgabe, sich um verendete Tiere und Unrat zu kümmern. Bis zur Mitte des 20. Jahrhundert galt vielerorts allerdings aus notgedrungener Nachhaltigkeit heraus, das – nun wieder moderne – Konzept des Recyclings. Abfall wurde oftmals wiederverwendet, in geringem Maße auf dem eigenen Hof, manchmal auch außerhalb einer Ortschaft deponiert. Die aktuelle Problematik um Plastik, Elektroschrott und anders belastete Abfälle spielte lange Zeit jedoch keine Rolle im ländlichen Raum.
Am Beispiel von Streichwitz lässt sich zudem nachempfinden, welchen historischen Mehrwert Müll entwickeln kann, wenn es darum geht, die Lebensweise vergangener Generationen nachzuempfinden. Im Waldstück zwischen der Kläranlage und dem ehemaligen LPG-Gelände des Dorfes, den einstigen "Schinderkeiten” ("Keite” als regionaler Begriff für "Grube"), liegen unter Moos, Gestrüpp, teilweise aber auch noch in deutlich sichtbaren Haufen, Kessel, Pfannen, Schuhe, Einweckgläser, Schnapsflaschen, Reifenteile und vieles mehr.
Von Latschen bis Konserven
Was man vor Jahrzehnten im Dorf nicht mehr benötigte, landete unter anderem dort und gibt heute Zeugnis darüber ab, was im Ort so alles benötigt und konsumiert wurde: löchrige Latschen in Blumenmustern, gläserne Pfandflaschen der "Volkseigenen Spiritus-Betriebe", diverse Einweckgläser, Stofffetzen, Kunststoffdeckel der Marke "Frankfurter – VEB (B) Konserven- und Marmeladenfabrik Frankfurt/Oder" oder leere Becher "Wofena Gardinenpflege" des damaligen VEB Chemiekombinat Bitterfeld. Alte, von der Zeit vergessene Müllhaufen, von den Elementen angenagt, aber wahre Fundgruben für manch interessierten Lokalhistoriker.
Später wurde der Abfallplatz dann auf ein Flurstück hinter dem östlichen Ortsausgang verlegt. Die "Aschkutte" am alten Breslacker Weg, wo sich dann auch schon defekte Fernseher und anderer, bedenklicherer Müll ansammelten, galt noch eine Weile als geheim-gefährlicher Kinderspielplatz, bevor sie in der Nachwendezeit verfüllt wurde.
Der Autor Max Baganz ist in Streichwitz aufgewachsen und fest mit der Region verbunden.
August 04, 2020 at 10:00AM
https://ift.tt/2Xrdauv
Umwelt: DDR-Müll überdauert im Wald von Streichwitz - Märkische Onlinezeitung
https://ift.tt/31JeLik
Müll
Bagikan Berita Ini
DEWAPK^^ agen judi terpercaya, ayo segera bergabungan dengan kami
ReplyDeletedicoba keberuntungan kalian bersama kami dengan memenangkan uang jutaan rupiah
ditunggu apa lagi segera buka link kami ya :) :)